nach einem kurzen streifzug durch die schweizer bloggersphäre wurde mir heute schmerzlich bewusst, wie traurig mich dieses ganze theater eigentlich macht.
die tatsache, dass die breite masse hier noch immer keine ahnung hat, was ein modeblog ist, widerspiegelt sich leider deutlich in deren qualität. im gegensatz zu einigen kritischen und durchaus individuellen exemplaren aus unseren nachbarländern sind die inhalte der hiesigen blogs schlicht entmutigend. erinnern wir uns an die milchmädchenbloggerdebatte von mary scherpe, so fällt mir keine einzige domain ein, die dieses prädikat nicht verdient hätte.
rund um zürich verdeutlicht sich dieses verhalten hauptsächlich durch berichterstattungen von jedem noch so sinnlosen event, das sich in irgendeinerweise als „vip“ verkauft. jüngstes beispiel: das „vip opening“ von schild an der zürcher bahnhofstrasse. ich meine, bitte. jeder noch so inhaltslose, fade blog erhielt eine einladung, der ohne mit der wimper zu zucken folge geleistet wurde. klar, es ist wahnsinnig aufregend, mit ex-missen, pr-leuten, musiksender-moderatorInnen und allem was sich sonst noch vip schimpft umsonst sekt schlürfen zu dürfen. vielleicht springt ja sogar ein 10%-gutschein und eine gratis kosmetikprobe dabei raus. oder sein foto landet im friday. was leider ebenfalls die folge von solchen anlässen ist, sind redaktionelle ergüsse wie „...für die schönen und reichen gab es am donnerstag, 17. märz, ein pre-opening“oder „...feierte die neueröffnung mit vielen models, drinks und schönen menschen“. schafft man sich schliesslich einen überblick über all diese extrem differenzierten erlebnisberichte, so wird vor allem eins deutlich: das unhinterfragte streben nach zugehörigkeit zu dieser selbsternannten elite. die offenbar aus schönen und reichen besteht. irgendwie erkenne ich darin keinen reiz.
dafür beschleicht mich mittlerweile ein schamgefühl, wenn ich als modebloggerin bezeichnet werde. mir ist klar, dass sich diese seite auf den ersten blick wohl nicht gross von anderen blogs unterscheidet. nachdem ich vom lifestyle-printjournalismus abschied nahm schien es nett, weiterhin ein wenig zu schreiben und mich auf die oft unbewusste queere ästhetik in der modewelt zu konzentrieren. machte es anfangs noch spass, hie und da an presseevents reinzuschauen, kristallisierte sich immer stärker heraus, was mich an meinem alten beruf so fertig gemacht hatte. der aspekt des sexuellen arbeitens im alltag einer mode/beautyredakteurin ist nicht nur ein enormer druck, sondern fühlte sich manchmal wie zwangsprostitution an. das unhinterfragte hinnehmen von dresscodes an sinnfreien produktelancierungen oder die erwartete dauerbereitschaft zu überfreundlichem smalltalk mit pr-leuten und brandmanagern scheint gerade für junge bloggerinnen kein thema zu sein. das hinhalten des eigenen gesichts für meist hohle werbekampagenen ebenso wenig. und nachdem ich die gefühlt hunderste einladung zu hochzeitsmessen oder making of bilder eines neuen werbespots (mit heterosexuellem protagonistenpaar, versteht sich) in der inbox finden durfte, muss ich mir einfach eingestehen, dass sich wohl nie auch nur ein einziger pressevertreter die zeit nehmen wird, diesen blog wirklich anzuschauen und als queer – oder immerhin lesbisch – identifizieren zu können. und als wäre die modeschublade nicht schon deprimierend genug, wurde diese seite in letzter zeit häufig mit einem anderen „lesbischen blog“ verwechselt, dessen dualistisches weltbild meinem queeren herzen fast schon weh tut.
für die ganzen schönen kommentare und emails bedanke ich mich herzlichst, es hat trotz der ernüchternden erkenntnis spass gemacht, hier zu posten. frauenzimmer wird hiermit geschlossen, die ganzen bilder bleiben aber als archiv erhalten. das bloggen gebe ich auf, werde aber auch künftig am einen oder anderen projekt/event mitarbeiten, auch der tumblr bleibt vorerst bestehen. wer lust hat, kann sich über facebook weiterhin auf dem laufenden halten. love love